Energiemanagement- und Stromspeichersysteme bald unverzichtbar
Sehr viele Besucher kamen kürzlich in den Bürgerstadl zum Vortrag „Energiemanagement- und Stromspeichersysteme – zuverlässig und bald unverzichtbar“. Bürgermeisterin Monika Maier sagte einleitend, dass die Gemeinde während der Projektlaufzeit des integrierten Energie- und Klimaschutzkonzeptes Maßnahmen anstoßen und auch umsetzen wolle. Die Gemeinde hätte sich dabei Ziele gesetzt und auch die Bürger könnten dazu beitragen.
Katharina Garbe vom Institut für Systemische Energieberatung GmbH an der Hochschule Landshut gab kurz einen Überblick über den Projektablauf des Energie- und Klimaschutzkonzeptes, der sich in Analyse, Planung und
Organisation einteilen lässt und eine Umsetzung dann folge. Die Gemeinde Bodenkirchen habe sich bereits während der Konzepterarbeitung mit der Umsetzung beschäftigt und neben dieser Informationsveranstaltung eine Umwälzpumpenaustauschaktion durchgeführt.
Dr. Christian Feißt von der GreenCom Networks AG in München berichtete in seinem Vortrag, dass die erneuerbaren Energien zu einer Veränderung in der Energiewirtschaft führen würden. In der „Alten Welt“, wie er es nannte, gäbe es in der Energieversorgung vor allem zentrale, konventionelle Großkraftwerke mit zentraler Systemsteuerung. In der „Neuen Welt“, dem „Energie-Management“, basiere die Energieversorgung sowohl auf zentraler als auch dezentraler Erzeugung sowie aus einem Mix aus konventionellen und erneuerbaren Quellen. Eine zentrale und eine dezentrale Systemsteuerung seien hierfür notwendig. Der Kunde entwickle sich dabei zum „Prosumern“, einer Person, die gleichzeitig Konsument und Produzent ist. „Dabei entsteht ein Internet der dezentralen Energiewelt“, so Feißt. In dieser ermögliche die Vernetzung (Energiemanagement) von energierelevanten Anlagen eine intelligente Einsatzsteuerung. Eine Energie-Steuerbox stelle dabei das zentrale Element dar, um die Kommunikation der energetischen Anlagen im Haus möglich zu machen, informierte Feißt. Vorteile eines solchen Energiemanagementsystems sei die Nachhaltigkeit, Strom werde vor Ort erzeugt und vor Ort verbraucht sowie eine Reduzierung der persönlichen CO2-Bilanz. „Die Stromkosten reduzieren sich durch den Eigenverbrauch und stabilisieren sich gleichzeitig durch die eigenen Erzeugung“, so Feißt. Außerdem würde man sich gegen Preisanstiege absichern, berichtete der Referent. Der Autonomiegrad des Gebäudes sei hoch und die Energieeffizienz im Energiepass würde steigen. „Vergleichbar mit den Entwicklungen im Internet bestimmt der Kunde maßgeblich die Entwicklungen der neuen Energiewelt“, erklärte Feißt. Den „Gemeindestrom“ bezeichnete der Referent als ein Modell der Zukunft. Bei diesem Modell würden die einzelnen erneuerbaren Energieerzeugungsanlagen der Gemeinde (z.B. PV-Anlagen) in einem virtuellen Kraftwerk zusammengeschlossen werden und somit eine eigene „Gemeindeplattform“ entstehen. Auf diese Weise sei die optimierte Nutzung der vorhandenen Erzeuger zur Versorgung der Gemeinde mit „eigenem“ Strom und eine Bündelung der Reststrombeschaffung und Überschussvermarktung umsetzbar. Das Modell „Gemeindestrom“ biete den Vorteil, den vor Ort produzierten Strom zu nutzen, eine Preisstabilisierung bei hohem Anteil an dezentraler Erzeugung durch nahezu feste Vergütungen sowie verringerte Abhängigkeit von steigenden Energiekosten zu gewährleisten, informierte Feißt. Außerdem würde es die Energiewende aktiv vorantreiben sowie die Bürgergemeinschaft („Wir nutzen unseren eigenen Strom“) stärken. Abschließend sagte Feißt, dass die Entwicklung im Bereich Speichersysteme erst begonnen hätte und der Aufbau von „intelligenten Netzen“ noch in den „Kinderschuhen“ stehe.
Laut Prof. Dr. Karl-Heinz Pettinger, Wissenschaftliche Leitung des Technologiezentrums Energie der Hochschule Landshut, müsse bei der Auswahl von Speichersystemen zunächst geprüft werden, welcher Speicher zu welcher PV-Anlage passen würde. Hier stellte er die Spitzenleistung der Photovoltaikanlage der Kapazität des Speichers gegenüber. Dabei betrachtete er die tägliche Speicherausnutzung im Zusammenhang mit verschiedenen Photovoltaikinstallationen (kWp) am Beispiel eines Vier-Personen-Haushaltes. Während seines Vortrages stellte Pettinger die verschiedenen Speichertechnologien, wie beispielsweise Lithium-Ionen und auch einen kommerziellen Netzspeicher mit fünf MWh, die größte Batterie Deutschlands, vor. Typische Speicherausführungen für den Heimbereich seinen jedoch Wandler mit Batteriemodul. Dabei würde der Wandler die Batterieladung, -entladung und den Energiefluss intelligent steuern. Bei der Systemauswahl sollte man auf die „Feinde der Lebensdauer“, die nutzbare Speicherkapazität, schauen. Abschließend betrachtete Pettinger noch fünf Speichersysteme bezüglich der Kosten der Speicherung. Dabei rechnete er mit den Anschaffungskosten, den eventuellen Wartungskosten, der Effizienz, der Nutzungstiefe- und zyklus sowie der Speicherkapazität. Die Speicherkosten lagen dabei zwischen 0,29 Euro/kWh und 1,25 Euro/kWh. Motivation heute sei derzeit vor allem der Autarkiegedanke.