Geschichte vom Bürgerstadl

Peter Käser, Zenelliring 43/Binabiburg, 84155 Bodenkirchen 

 

- Der im April 2010 eröffnete Bürgerstadl in Bonbruck

- Auszug aus dem Katasterplan von ca. 1860: Nördlich der Kirche mit der Hausnummer 23 ist der Wirt mit seinen Gebäulichkeiten.

 

Der neue Bürgerstadl der Gemeinde Bodenkirchen in Bonbruck.

Ein Blick zurück in die Geschichte.

August 08 100 3965

Nach fast zweijähriger Bauzeit fand vom 16. bis 18. April 2010 das Eröffnungswochenende mit der Segnung des neuen Bürgerstadls in Bonbruck statt. Das fast 1,79 Millionen teure Projekt wurde mit 60 Prozent vom Freistaat Bayern gefördert. Großer Antrag herrschte am „Tag der offenen Tür“. Dies war einer der Höhepunkte beim Eröffnungswochenende. Und gleich waren schon viele Termine belegt, von einer Modenschau und Fußballfinale-Präsentation, Vorträge, Ausstellungen, Konzerte und vieles mehr. Der „Kulturverein Binatal“ wurde gegründet, um in der Gemeinde das kulturelle Leben, auch im neuen Bürgerstadl zu bereichern.

 

In den 90ger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde der ehemalige Kuh- und Pferdestall des Bonbrucker Gastwirts von der Gemeinde gekauft, um vielleicht das Gebäude einmal abzureißen und um Parkplätze zu schaffen. 2004 wurde im Gemeinde-Bauausschuß zum ersten Mal über die künftige Nutzung des mit einem schönen Gewölbe ausgestatteten Stalles beraten, wobei ein Abriss oder eine Sanierung zur Diskussion stand. Zuerst wurde eine Sanierung wegen dem desolaten Zustand, als unwirtschaftlich angesehen. Nach einigen Besichtigungen sanierter ähnlicher Bauwerke und Lösungsvorschlägen von Architekten, sah man in einer aufwändigen Sanierung doch die Chance hier vielleicht ein kulturelles Zentrum in der Gemeinde zu schaffen. Die Devise hieß: „Vom Stall zum kulturellen Zentrum“. Am 13. März 2006 wurde vom Gemeinderat die Entscheidung getroffen, die Ortsmitte von Bonbruck neu zu gestalten und das desolate Stallgebäude zu sanieren. Vor der Fertigstellung im Frühjahr 2010 wurde ein Name gesucht, man entschied sich für den Namen „Bürgerstadl“.

 

Nicht uninteressant ist es, die Geschichte des jetzigen Bürgerstadls, dem ehemaligen Pferde- und Kuhstall, der im Jahr 1878 im Neubau errichtet wurde, und die Geschichte des Bonbrucker Tafernwirts zu erkunden. Vor der Erstvermessung des Ortes Bonbruck um 1810, hatte der Wirt die Plan Nummer 4. Nach der Erstvermessung erhält der Wirt die Hausnummer 23. In der Regel gehörte der Wirt mit seiner Ökonomie zu den größeren Besitzern und Arbeitgebern im Dorf.

Pfarrer Peckert aus Aich schreibt 1790 in sein Aufschreibbuch: „Der Zustand des Schlosses Bonbruck war nach dem Tode der Frau des Freiherrn von Podewils schlecht. Ab da gingen das Gut und der Feldbau gänzlich hinab. Den Schlosshof bewirtschaftet der Bonbrucker Wirt Georg Attenhauser, der auch einen neuen Choraltar in die Kirche Bonbruck gestiftet hat, da für ihn immer - wenn er es anschaffte - ein Wetterläuten war“.

Kataster -1850  

Das Urkataster im Staatsarchiv

Im Staatsarchiv in Landshut auf der Burg Trausnitz, befinden sich die Urkataster ab ca. 1800/45 von sämtlichen Bauernhöfen und Anwesen. Hier kann Einsicht genommen werden und wertvolle Informationen nachlesen und erfahren. Das so genannte Urkataster ab etwa 1840 ist für Niederbayern das erste auf Vermessung beruhende Kataster. Es führt die vorhandenen Anwesen mit allen zugehörigen Grundstücken, die erstmals mit Flurnummern (damals Plannummern genannt) belegt worden sind, und deren Besitzer auf. Bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts werden in den Kataster-Umschreibheften sämtliche Veränderungen des vorhandenen Grundstückbestandes sowie alle Eigentümerwechsel dokumentiert. Die Signatur: Rentamt Biburg 19/9-11 nennt das Grundsteuer-Kataster-Umschreibheft für die Steuergemeinde Bonbruck. Unter der Hausnummer 23 wird 1860 der Wirt angeführt; Kajetan Attenhauser´s Witwe Helene hat den Besitz. Mit der Erweiterung des Stadels 1865 war der Besitzstand 83 Tagwerk und 32 Dezimalen: Wohnhaus, Stall, Stadel, Wagenschupfe, Kellerhaus, Hofraum, Wurzgärtl und Grasgarten.

Nach Ableben von Helene Attenhauser ging das Erbe mit der Verbriefung am 30. Dezember 1870. zum Anschlag von 15.000 Gulden, der ganze Besitz des Wirts mit den Hausnummern 23 und die Hausnummer 24 dem „Reichhard Gütl“, an die Kinder Cajetan und Anna Attenhauser. Der Gesamtbesitz wird mit Übergabevertrag vom 21. Oktober 1870 für 20.000 Gulden an Franz Xaver Duschl verkauft. Nach Ableben von Duschl tritt am 19. Januar 1876 jedoch wiederum Cajetan Attenhauser als Alleineigentümer auf. Er erbt den Besitz Nr. 23 und das Anwesen Nr. 24 zum Anschlag von 60.000 Mark.

Der Wirtshof wird jedoch schnell wieder verkauft. Michael Erlmaier, der „Oberhofbauer“ von Hilling, kauft am 7. August 1876 um 60.000 Mark den Tafernwirt in Bonbruck mit der Hausnummer 23 und das dazugehörige Anwesen mit der Hausnummer 24; Besitzstand: 83 Tagwerk 32 Dezimal. In den nächsten Jahren erfolgt ein Zukauf von Äckern, Wald und Wiesen. Im Jahr 1878 geschieht der Neubau des Pferde- und Kuhstalles, dem heutigen Bürgerstadl. Am 15. März 1880 schließt der Wirt Michael Erlmaier und dessen Braut Therese Denk aus Treidlkofen einen Ehevertrag. Therese hat in die Ehe auch ihren Besitz in Aich um die Summe von 35.900 Mark eingebracht. Im Kataster erscheinen die Flurnamen: Langer Ziegelacker, Wirtsriegel im Hundsruckfeld und Schusteracker. Erlmaier expandiert: 1885 wird ein Eiskeller gebaut, 1887 werden genannt: Wohnhaus, Stall, Stadel mit Maschinenhaus, Wagenschupfe, Kellerhaus, Eiskeller, Hofraum und Wurzgarten. Schon nach acht Jahren, 1888 stirbt Erlmaier erst 42 Jahre alt. Die Übergabe an den Sohn Simon geschieht am 1. November 1888, Besitzstand: 93 Tagwerk, 83 Dezimalen. Im Jahr 1889 geschieht der Neubau des Wohn-Gasthauses; 1890 der Neubau von Waschhaus und Holzlege. Die Erlmaiers hatten neben ihrem Wirtsgut auch eine Ziegelei mit Ziegelstadel. Hier wurden die vielen Ziegel gebrannt, welche für den Neubau der Bonbrucker Kirche in den Jahren 1892/93 gebraucht wurden.

Am 28. Januar 1897 wird ein Ehevertrag zwischen Simon Erlmaier und dessen Braut Therese Linderer geschlossen. 1909 geschehen die Einmauerung des Getreidestadels und ein Schupfenneubau. Nun: Wohnhaus, Stall, Stadel, Maschinenhaus, Schupfe mit Getreidekasten, Kellerhaus, Eiskeller, Hofraum und Wurzgarten. Therese Erlmaier stirbt, ihr Gatte Simon tritt am 13. April 1921 das Alleinerbe an. Im gleichen Jahr geschieht der Neubau eines Backofens. Die Ziegelei wird nicht mehr benötigt, schon vor 1925 geschieht der Abbruch des Ziegelstadels und des Ziegelofens. Am 10. Februar 1938 ist die Übergabe des Gesamtbesitzes an Max Erlmeier im Anschlag von 60.000 Reichsmark. Bestand: 96 Tagwerk, 71 Dezimalen, Wohnhaus mit Wirtschaftsgebäude und Hof, Garten.

In privaten Angelegenheiten kann nach den Statuten des Staatsarchivs, von fremden Personen nur bis zum Jahr 1950 geforscht werden. Im Urkataster und den Kataster-Umschreibheften kann die Geschichte von Höfen, Anwesen und Häusern ab etwa 1810 gut nachgeforscht werden. Im Urkataster werden Flurnamen, Äcker, Wiesen, Brücken, Stege, Wege und Altstrassen genannt, die interessante Rückschlüsse auf die Geschichte unsere Altbayerische Heimat werfen.

Peter Käser  

 

 

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