Fett und Abfall im Abwasser
Abfall gehört nicht ins Abwasser, denn die Kanalisation ist kein Müllschlucker! Kanalisation und Kläranlage sind nur für die Abwasserbehandlung eingerichtet. Wenn diese Einrichtungen aber mit Stoffen fertig werden müssen, für die sie nicht geschaffen wurden, versagen sie und können beschädigt werden. Die Schäden trägt aber nicht der Verursacher, sondern die Allgemeinheit, u.a. in form von höheren Abwassergebühren.
Darf man also Essensreste oder Medikamente in die Toilette kippen oder verschmutzte Pfannen mit Fettresten einfach ausspülen?
Fetthaltige Abwässer können im Kanal zu Geruchsbelästigung, zu Rückstau, zum Zuwachsen bis zur Verstopfung sowie zum korrosiven Angriff durch Fettsäuren führen und gefährden damit den ordnungsgemäßen Kanalbetrieb. Fette lagern sich an den Innenwänden der Kanalrohre ab und bilden eine Sielhaut, unter der sich ein anaerobes (sauerstofffreies) Klima entwickelt. Darin produzieren anaerobe Bakterien Schwefelwasserstoff, ein giftiges Gas, das an turbulenten Stellen ausgasen kann. Schwefelbakterien können aus H2S (Schwefelwasserstoff) über mehrere Zwischenschritte Schwefelsäure bilden, welche zu Korrosion sogar an Edelstahlleitungen führt
Fettablagerung im Kanal
Das Fett hat sich mit mineralischen Bestandteilen im Abwasser (Sand, Feinkies) zu einer Fettscholle verfestigt und engt den Rohrquerschnitt bereits bedenklich ein. In Folge kann durch Schwimmstoffe (Papier, usw,) und weitere Fettablagerungen der Kanal völlig zuwachsen bzw. verstopfen.
Die Folge ist Rückstau im Kanal, der tiefer liegende Gebäudeteile und Keller ohne entsprechende Rückstausicherung mit Abwasser überfluten kann!
In Pumpwerken bilden fetthaltige Abwässer starke Schwimmdecken, die zu Geruchsbelästigung und Betriebserschwernissen führen und aufwändig abgesaugt werden müssen. Stabile Emulsionen führen zwar zu keinen Problemen in der Kanalisation, die Probleme im Kläranlagenbetrieb sind jedoch die gleichen wie bei der Einleitung abscheidbarer Fette. In der Kläranlage verursachen fetthaltige Abwässer erhöhte Betriebskosten infolge eines hohen Sauerstoffverbrauches für den Fettabbau. Fett hemmt die Abbauaktivität der Kleinlebewesen und deren Sauerstoffaufnahme, begünstigt die Bildung zäher Schäume und Schwimmdecken sowie das Wachstum fadenbildender Organismen. Der Schlamm setzt sich schlecht ab und treibt im schlimmsten Fall in das Gewässer ab. Rohrleitungen, Pumpen, und Messeinrichtungen können ebenfalls beeinträchtigt werden.
Das darf nicht ins Abwasser:
- Fett und Speiseöl saugen Sie besser mit einem Küchentuch oder Zeitungspapier auf und entsorgen es in der Mülltonne. Gelangt Fett ins Abwasser, verklumpt es sich in der Kanalisation mit anderen Ballast zu einer zähen Masse. Diese setzt die Leitungen, Kanäle und Pumpen zu.
- Große Mengen Speisefett (verbrauchtes Frittierfett etc.) sammeln Sie in einem Glas und bringen es zur Sammelstelle.
- Große Mengen von flüssigen Lebensmitteln (Suppen, Säfte…) belasten mit den vielen organischen Inhaltsstoffen die Mikroorganismen in der Kläranlage. Besser in ein Glas füllen und zum Restmüll geben.
- Essensreste, Teeblätter oder Kaffeesatz werden auf dem Weg in die Kläranlage weiter zerkleinert und gelangen deshalb nicht in den Klärschlamm, sondern müssen von den Mikroorganismen aufwendig abgebaut werden. Sie gehören deshalb auf den Kompost oder in den Biomüll. Von den Speiseresten angelockt werden auch die Ratten, die über Abflussrohre bis in die Wohnbereiche vordringen können. – Ratten sind Krankheitsüberträger –
- Zigarettenkippen, Katzenstreu, Watte und Wattestäbchen, Tampons, Rasierklingen, Zigarren- und Zigarettenreste oder Kleintiersand sind nur einige der Abfallstoffe, die in die Mülltonne gehören, da sie die Kanalisation verstopfen. Die Entsorgung dieses Unrats über den Restmüll kommt viel billiger als über das Abwasser.
Der aktive Gewässerschutz beginnt nicht bei der Abwasserreinigung, sondern bei der Entstehung von Abwasser im Haushalt.